Forschungsgeschichte

1898: Das Römerbad zu Mühldorf im Möllthale

Im Jahr 1898 gelang es unter der Leitung von Eduard Nowotny auf der Haselangerwiese in Mühldorf, ein 300 m² großes römisches Badegebäude auszugraben. Speziell der Erhaltungszustand im Frigidarium (Kaltbereich) und im Caldarium (Warmbereich) darf als außerordentlich gut bezeichnet werden. Durch die sehr guten Aufzeichnungen Nowotnys war es möglich, wichtige Erkenntnisse sowohl in Bezug auf den Heizvorgang als auch hinsichtlich des (Ab-)Wassermanagements in römischen Badeanlagen.

Dies historische Archivbild aus dem Jahr 1898 zeigt die Überreste eines antiken Bades, die durch eine archäologische Grabung freigelegt wurden.
Foto der Ausgrabung im Jahr 1898

Foto: kärnten.museum

2017: Wiederentdeckung des römischen Badegebäudes

Die Fundstelle in Mühldorf wurde zwar mehrfach in der Forschungsliteratur erwähnt, Nachforschungen diesbezüglich blieben aber aus. 2017 gelang es einem Team mittels Bodenradarmessungen den Standort des 1898 ergrabenen römischen Badegebäudes erneut zu lokalisieren. Die Ergebnisse der Messungen zeigten auch, dass sich rund ums Badegebäude eine ausgedehnte römische Siedlung erstreckt. Um die Fundstelle zeitlich einordnen zu können, wurde ein Oberflächensurvey durchgeführt. Das daraus resultierende Fundmaterial belegte eine Zeitraum von der Hallstattzeit (1000-450 v. Chr.) bis ans Ende der Spätantike bzw. bis ins Frühmittelalter (500/600 n. Chr.).

Auf dem Bild erstreckt sich eine groß Wiese, auf der sich vier Personen verteilt befinden. Die Person führen Bodenradarmessungen durch. Im Hintergrund erstreckt sich ein dichter Wald. Über dem Wald befindet sich ein Berg.
Bodenradarmessungen im Jahr 2017

2018: Fortsetzung der Grabungen nach 120 Jahren

120 Jahre nach der ersten Grabung auf der Haselangerwiese fand 2018 die zweite Grabungskampagne statt. Jene konzentrierte sich auf das römische Badegebäude, sowie ein Wohngebäude. Das besagte Gebäude B war von einer circa 20 cm dicken Brandschicht bedeckt. Die aus dieser Schicht stammenden Funde deuten eine Zerstörung um 300 n. Chr. an. Der erste Tag der offenen Tür lockte über 180 Interessierte zu den Ausgrabungen.

Gebäude B

2019: Wo ein Bad da auch eine Siedlung

Im Jahr 2019 fokussierten sich die Grabungsarbeiten auf einen römischen Wohn- und Wirtschaftsbau. Am Tag der offenen Grabung begeisterten sich mehr als 300 Interessierte für die antiken Hinterlassenschaften auf der Haselangerwiese in Mühldorf.

Das Bild zeigt eine Führung in einer archäologischen Grabungsstätte. Der Vortragende steht vertieft in der Ausgrabung. Etwa 15 Zuhörer stehen in einer Gruppe und lauschen den Worten des Vortragenden. Die Grabungsstätte selbst ist durch Absperrbänder gesichert. Die Zuhörer stehen dahinter. Im Hintergrund ist ein Wald zu sehen.
Zahlreiche Interessierte lauschen gebannt der Führung am Tag der offenen Grabung.

2020: Das Projekt Museum ARGENTUM startet

Bezüglich der Covid-19 Pandemie waren 2020 keine Feldforschungen möglich. Aus diesem Grund wurde die Arbeitszeit anderwärtig effizient genutzt und die Projektidee ARGENTUM wurde geboren.

Im Vordergrund des Bildes befindet sich eine turmartige Skulptur, die als Leitelement dient. In diese Skulptur ist das Museum Argentum eingraviert, und ein Pfeil weist nach rechts in Richtung des Museumseingangs. Direkt neben der Skulptur ist das keltische Mädchen Matugenta zu sehen, das mit Photoshop in das Bild montiert wurde. Im Mittelgrund des Bildes präsentiert sich das Museum Argentum mit einer Fassade aus Holz. Direkt bei der Eingangstür des Museums steht eine imposante Skulptur, die einen keltischen Krieger darstellt. Der Krieger ragt über das Gebäude hinaus. Im Hintergrund erstreckt sich ein bewaldeter Berg.
Im Jahr 2020 wurde fleißig an der Projektidee ARENTUM getüftelt

2021: Eröffnung Museum Argentum

2021 konnte auf der Haselangerwiese wieder gegraben werden. Auch in diesem Jahr lag der Fokus auf die Bereiche rund ums Badegebäude. Neben der Feldforschung öffnete am 03.10.2021 das Kelten- und Römermuseum ARGENTUM seine Pforten.

Das Bild, aus der Vogelperspektive aufgenommen, zeigt einen archäologischen Grabung in Mühldorf Umgebung im Vordergrund. Drei Personen sind auf dem Bild zu erkennen, die sich im Bereich der Grabungstätigkeit engagieren.
Die Grabung im Jahr 2021

2022: Die keltische Vorgängersiedlung wurde gefunden

Im Jahr 2022 wurde erstmals von Anfang März bis Mitte November gegraben. Seit 2018 vermuteten die Archäolog:innen eine keltische Siedlung als Vorgängersiedlung der in römischer Zeit errichteten Bauten. Groß war die Freude als sich diese Annahme bestätigte. Ein keltischer Verteidigungswall, der ein Gebiet von mindestens 20 Hektar umfasste, sowie mehrere vorrömische hölzerne Baustrukturen wurden entdeckt. Weitere Gebäude, die sich unter dem Keltenwall befanden, stellten sich als noch älter heraus. Die ältesten Siedlungsspuren auf der Haselangerwiese weisen in die Bronzezeit, wie C14 Analysen belegen.

Außerdem war es möglich die Gesamtausdehnung der römischen Badeanlage zu erfassen. An das 300 m² große Badegebäude angebaut befand sich ein Hofareal sowie potentielle Tabernen, die nun eine Grundfläche für den Thermenkomplex von knapp 700 m² ergeben.

Der 2022 entdeckte keltische Verteidigungswall
Der 2022 entdeckte keltische Verteidigungswall

2023: seitlicher Eingang in den Keltenwall entdeckt

In der Kampagne 2023 wurde der keltische Verteidigungswall näher untersucht. Dabei wurde ein Seiteneingang dokumentiert. Zudem war es möglich weitere keltische und römische Gebäude archäologisch zu untersuchen.

In der Szene stehen die beiden Archäologen Ing. Stefan Pircher, BA MA MA und Laura Lucia Pösendorfer, MA BA im Vordergrund. Pircher hält stolz einen antiken Mühlstein in seiner Hand, den sie im Jahr 2023 am Eingang des Keltenwalls entdeckt haben. Sein schwarzes T-Shirt trägt das Afin-Logo (Archäologisches Forschungsnetzwerk Innsbruck), welches deutlich sichtbar ist. Pösendorfer, ebenfalls mit dem Afin-Logo auf ihrem weißen T-Shirt, steht neben ihm. Beide tragen lässige Jeans. Im Hintergrund ist ein Wald zu sehen
2023 wurde neben dem Eingang im Keltenwall auch ein antiker Mühlstein gefunden